Mein Jung
Ich hob a kleynem yingele
Ich habe einen kleinen Jung, sein Vater darf ich sein
wenn ich ihn anseh, denk ich mir: die ganze Welt ist mein
doch leider seh ich ihn nur selten, seh ihn nur selten wach
ich seh ihn nur, wenn er schon schläft, seh ihn erst zur Nacht
Die Arbeit treibt mich früh hinaus und spät komm ich zurück
fremd ist mir mein eigen Blut, fremd meines Kindes Blick
und komm ich müd und matt nach Haus, in Finsternis gehüllt
erzählt mir meine blasse Frau, wie schön das Kind gespielt
wie süß er spricht, wie klug er ist und wie er nach mir fragt:
wann kommt der Vater heim zu uns, wann macht er uns satt?
ich schau zu seinem Bettchen hin, wie gern wär ich ihm nah
im Traum spricht er leis vor sich hin: wo ist mein Papa?
Ich hör´s und bin beim Bettchen schon, es soll es muss geschehn
Mein Vaterherz ist übervoll: es muss mein Kind mich sehn
Da steht dein Pa, mein süßes Kind, das Brot ist für dich da
im Traum spricht er leis vor sich hin: wo ist mein Papa?
ich küss die blauen Äugelein, sie öffnen sich - mein Kind
sie schaun mich an, sie sind so müd und schließen sich geschwind
ich bin so traurig, so bedrückt, mein Herz wird mir so schwer
Ven ich der ze im dacht sich mir, di gantse velt ist mayn!
Nor zeltn ze ich im, mayn sheynem, ven er vacht.
Ich tref im imer schlofndig, ich ze im nor bay nacht.
O fremd is mir mayn eygn layb, mayn eygn kind's a blik.
Ich kum tsu klemterhayd aheym in finsternish gehilt,
mayn bleche froyd ertseylt mir bald vi fayn dos kind zich shpilt.